Wie Franz Rembeck in seinem Altbau auf solar umsattelte

Mit 62 m² Sonnenkollektoren wird das Zweifamilienhaus von 1961 heute zur Hälfte solar beheizt. Der Restbedarf für die Heizung und Warmwasser wird CO2-neutral mit Stückholz gedeckt.

Straubing, 13. März 2007. „Ölkaufen hat mich schon immer gestört“, sagt Franz Rembeck und spricht damit vielen Hausbesitzern aus der Seele. Als die Brennstoffpreise immer weiter stiegen und er 2005 einen Vortrag von Sonnenhaus-Architekt Georg Dasch hörte, wuchs in ihm der Wunsch, sich von der 20 Jahre alten Ölheizung zu verabschieden und stattdessen auf ein modernes, ökologisches Heizsystem zu setzen, und das in einem Altbau aus den 1960er Jahren. Gesagt, getan. Einiges an Planungs- und Umbauarbeiten war nötig, aber dafür brauchen Margot und Franz Rembeck sich heute um Öl- und Gaspreise keine Gedanken mehr zu machen. Noch dazu leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz.
Seit dem vergangenen Winter beheizt das Paar sein Zweifamilienhaus aus dem Jahr 1961 zur Hälfte solar und gehört damit zu den Vorreitern auf diesem Gebiet in Deutschland. Denn obwohl rund 98% der bundesdeutschen Häuser zum Bestand zählen, gibt es immer noch sehr wenige Hausbesitzer, die in ihrem Altbau auf solares Heizen setzen. Zu offensichtlich scheinen die Gründe zu sein, die dagegen sprechen. Das Haus steht nicht nach Süden, es ist kein Platz für den Solarspeicher oder es scheint schlichtweg zu teuer. Franz Rembeck hat sich mit all diesen Fragen auseinander gesetzt und weiß heute: „Es gibt keine Ausrede, es nicht zu machen. Wenn man es denn will.“ Sein Heizungs- und Solarfachmann Andreas Schuster, Geschäftsführer des Familienunternehmens Schuster Gebäudetechnik in Büchlberg bei Passau, stimmt ihm zu: „Für die Sonne gibt es immer eine Lösung.“

Bis zu 7.000 Liter Heizöl im Jahr
Und das war der Status quo bis zum Sommer 2006. In Gangkofen bei Eggenfelden lebt die dreiköpfige Familie Rembeck mit zwei Mietern in einem Zweifamilienhaus von 1961. Zusammen verbrauchten sie auf 360 m² Wohnfläche jedes Jahr 6.000 bis 7.000 Liter Heizöl. Mit einem Stückholzkessel heizten sie zu. Auch hierfür brauchen sie nochmals rund 20 Ster Holz im Jahr. Bei dem alten Kessel müssen sie mehrmals am Tag einfeuern. Dünne Wände und durchlässige Fenster im ganzen Haus schienen die Wärme verpuffen zu lassen. Eine Lösung musste her. „Es waren die Ölpreise und die günstigen KfW-Kredite“, sagt Rembeck zu den Beweggründen für die umfassende Sanierung, die er 2006 in Angriff genommen hat. Auf die Idee mit der Solarheizung ist er durch einen Vortrag des Sonnenhaus-Instituts gekommen. Mit seinem Unternehmen Rembeck Massivbau (ww.rembeck-massivbau.de)
ist der Maurermeister Mitglied in der Promassivhaus-Gruppe. Diese wiederum kooperiert seit 2005 mit dem Sonnenhaus-Institut in Straubing (www.sonnenhaus-institut.de) und treibt mit ihm gemeinsam das Sonnenhaus-Konzept voran.

Mindestens 50% solar
Als Sonnenhaus bezeichnen die Vorreiter des solaren Heizens ein Gebäude, das zu mindestens der Hälfte solar beheizt wird. Der Restbedarf für die Heizung und Warmwasser wird im Idealfall CO2-neutral durch Stückholz, Pellets oder Hackschnitzel gedeckt. Um einen hohen solaren Deckungsgrad zu erreichen – möglich sind bis zu 100% - sollte das Gebäude möglichst nach Süden ausgerichtet sein. Auf diese Weise kann die Solarenergie aktiv durch Sonnenkollektoren und passiv durch große Fenster und Türen auf der Südseite genutzt werden. Gibt es kein Süddach, können die Sonnenkollektoren aber auch an Terrassengeländern, Fassaden, Zäunen, Scheunen oder frei aufgeständert installiert werden. Außerdem sollte sowohl ein Altbau, als auch ein Neubau gut wärmegedämmt sein, damit die kostbare Wärme nicht ungewollt entweicht. Und ein groß dimensionierter Solartank muss aufgestellt werden können, damit er die Wärme aus der großflächigen Solaranlage aufnehmen kann. Franz Rembeck war von diesem Konzept sofort begeistert und zählt heute zu einem kleinen Kreis von Bauunternehmern in der Gruppe, die das Modell mit voller Kraft vorantreiben. Bevor er es aber seinen Kunden schmackhaft macht, wollte er es selbst austesten. Und dies hat er in seinem eigenen Haus getan.

Gute Wärmedämmung ist die Voraussetzung
Als erstes hat er die Außenwände des Hauses mit 10 cm Styropor gründlich gedämmt. Der neue Wärmedurchgangswert (U-Wert) beträgt 0,28 W/m²K. Damit die Wärme im Obergeschoß nicht in den kalten Speicher darüber entweicht, wurde der Boden des Speichers mit 20 cm Mineralwolle gleich noch mit gedämmt. Die baulichen Arbeiten hat Rembeck mit seinen Mitarbeitern selbst ausgeführt. Die neue Solar-/Holzheizung hat er mit Andreas Schuster geplant und gebaut (www.schustergebaeudetechnik.de). Dabei konnten sie erste Erfahrungen nutzen, die die Familie bereits mit Solarenergie gesammelt hatte. Auf dem Dach sorgte seit sechs Jahren eine kleine Brauchwasseranlage für warmes Wasser. Um einen möglichst hohen solaren Deckungsgrad zu erreichen, wurde die Solarwärmeanlage jetzt vergrößert. Auf dem Dach installierten Schuster und Rembeck in einer Reihe 21 m² Sonnenkollektoren mit einem Winkel von 50°. Da die Sanierer nicht das ganze Dach mit Kollektoren bestücken wollten, fanden sie eine andere Lösung für die übrigen 41 m² Kollektoren. Die witterungsbeständigen Sonnenkollektoren wurden an der Gartenmauer angebracht. Auch hier ist der steile Neigungswinkel von 65° optimal für die tief stehende Wintersonne, die drei so fast senkrecht darauf scheinen und einen hohen Solarertrag erzeugen kann. Über eine Solarfernleitung sind die Kollektoren mit dem Heizungskeller verbunden.

Wie kommt der Solarspeicher ins Haus?
Die größte Herausforderung stellte der Solartank dar. Um so viel Solarwärme speichern zu können, musste ein Wasserspeicher mit 9.500 Liter Fassungsvermögen her. 1,80 m Durchmesser und 4,20 m Höhe lauten seine Abmessungen. So konnte er weder in einem Stück in den Keller transportiert, noch konnte er hier in voller Höhe aufgestellt werden. Aber auch hierfür gab es eine Lösung. Zunächst entfernten die Fachleute die vier 1.000-Liter-Öltanks im Keller, die die Familie ja nun nicht mehr brauchte. Darüber wurde ein Loch in die Decke zum ehemaligen Büroraum geschlagen, so dass Platz nach oben geschaffen wurde. Jetzt wurden die drei Teile durch die Terrassentür in das Haus und mit einem Flaschenzug durch die Öffnung in den Keller befördert. Von hieraus wurde er aufgestellt, zusammengeschweißt, gedämmt und verkleidet. Er reicht vom Heizungskeller bis in das Erdgeschoß.
Obwohl der Speicher fast 10 m³ Wasser fasst, handelt es sich dabei nicht um einen Langzeitwärmespeicher. Rembecks Speicher hält die Wärme für ein bis zwei Tage vor, so dass die Familie jeden Tag einmal zuheizt. „Dies war in der Region und bei den baulichen Voraussetzungen nicht anders möglich“, sagt Andreas Schuster. Die Region um Passau ist für den häufigen Nebel bekannt, und auch der vergangene milde Winter mit seinen trüben, sonnenarmen Tagen war nicht optimal. „Besser sind kalte, sonnige Tage“, so der Fachmann. In Gegenden mit besseren klimatischen Voraussetzungen lassen sich aber auch im Altbau höhere solare Deckungsgrade als wie hier 50% realisieren.

Mehr Heizkomfort mit neuem Holzkessel
Auch wenn Franz Rembeck anfänglich von einer Langzeitwärmespeicherung ausgegangen war, ist er mit der Lösung heute rundum zufrieden. Denn im Vergleich zu vorher hat er heute einen deutlich höheren Heizkomfort. Nicht nur riecht es im Keller nicht mehr nach Öl, auch die alte Holzfeuerung, die schon qualmte und ineffizient arbeitete, wurde durch einen neuen abgasarmen Holzvergaserautomaten mit 32,5 kW Leistung ersetzt. Durch seinen größeren Füllraum und Platz für 50 cm lange Holzscheite braucht er in dem gut gedämmten Haus und mit der leistungsstarken Solarheizung heute nur noch einmal am Tag einzuheizen. „Gott sei Dank haben wir das stinkige Zeug raus“, sagt Franz Rembeck und weint seiner Ölheizung keine Träne nach. „Der Holzverbrauch wird sich bei 12 bis 15 Ster pro Heizperiode einpendeln“, schätzt er. Genau wissen wird man es erst nach dem zweiten Winter. Außerdem wurden auch die Fensterscheiben erst im Laufe des Winters erneuert, so dass die Sanierung erst im Februar abgeschlossen war. Die ganzen Fenster brauchten nicht getauscht zu werden, da sie 1988 erst erneuert wurden und eine Lippendichtung hatten. Der UG-Wert der Scheiben konnte von 3,0 auf 1,0 W/m²K reduziert werden.

Sanierung mit baulichen Verbesserungen kombinieren
Da die Bauarbeiten bereits in vollem Gange waren, entschlossen sich Rembecks, gleich ein neues Büro mit anzubauen. Weil dies nur am anderen Ende des Hauses möglich war, war der Neubau zu weit entfernt vom Heizungskeller. Sonst wäre es optimal gewesen, den Speicher hier mit einem Kran aufzustellen und zu integrieren. „Das hätte die Sanierung erleichtert“, gesteht Rembeck ein. Und auch Solarfachmann Schuster rät allen Hausbesitzern, eine Altbausolarisierung auf alle Fälle mit baulichen Verbesserungen zu kombinieren. „Außerdem muss der Gesamtwärmestandard die Mindestanforderung erfüllen, sonst verpufft die Wärme aus der Solarheizung.“ Mit ihrer umfangreichen Sanierung haben Rembecks Neubaustandard nach der Energieeinsparverordnung erreicht. Dadurch haben sie von der KfW einen Teilschuldenerlass bekommen. Im Frühjahr 2006 waren dies noch 15% der Kreditsumme. Auch mit den Konditionen aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist Franz Rembeck mehr als zufrieden. Er konnte noch einen Zinssatz von 1% nutzen. Heute liegen die Sätze zwischen 2,10 und 4,55% (Stand: Februar 2007). Nach seinen Berechnungen wird sich die neue Heizung bei dem derzeitigen Preis von ca. 0,50 €/l nach etwa 15 Jahren amortisiert haben. Da jedoch alle Prognosen in Richtung steigende Ölpreise gehen, rechnet er mit einer Amortisation in sechs bis sieben Jahren. Auf die Kosten günstig ausgewirkt hat sich die Tatsache, dass die Bauherren ihre Heizkörper weiter nutzen konnten. Nur im neuen Büro wurden Wandflächenheizungen installiert. Diese sind für solare Niedertemperaturheizungen ideal. Franz und Margot Rembeck sind froh über das Ergebnis der Sanierung. Obwohl sie heute mit dem neuen Büro 90 m² mehr Fläche haben, brauchen sie kein Heizöl mehr und können stattdessen mit Solarwärme und rund 15 Ster Buchenholz im Jahr heizen. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.sonnenhaus-institut.de, www.schustergebaeudetechnik.de und www.rembeck-massivbau.de.

Über das Sonnenhaus-Institut (www.sonnenhaus-institut.de)
Das Sonnenhaus-Institut e.V. mit Sitz in Straubing wurde 2004 mit dem Ziel gegründet, die Forschung und Entwicklung weitgehend solar beheizter Häuser voranzutreiben. Als